Willkommen in der Heimatstube Brotterode

 

                         

Geschichte

 

Am Burgberg ein altes Häuschen steht,

das schon das dritte Jahrhundert zählt.

Es hat an ihm genagt der Zahn der Zeit,

es überstand den Brand, und kennt davor die Zeit

am „alten Teich“.

 

So beginnt ein Gedicht von Hilde Vogt, welches in poetischer Form versucht, die lange, abwechslungsreiche Geschichte eines der ältesten Häuser von Brotterode zu beschreiben.

Wer dieses Häuschen einmal gebaut hat, kann heute leider niemand mehr genau nachvollziehen. Der Überlieferung nach heißt es, dass ein Mann, der gerne zum Angeln an den altenTeich kam, sich dort eine Hütte baute. Aus dieser Hütte wurde später dann ein Haus. Es wird vermutet, dass alles dies in der Zeit um 1780 geschehen war. Experten schätzen aber, das verwendete Baumaterialien, wie zum Beispiel einige Fachwerkbalken im Untergeschoß, älteren Ursprungs sind.

 

Brotterode vor dem Brand

Brotterode vor 1895. Am linken Bildrand unser altes Häuschen.

Als erster, nachweislicher Bewohner ist der Tagelöhner  Johann Caspar Schmidt bekannt. Caspar Schmidt, Sohn des Gottlieb Schmidt, wurde 1766 zu Brotterode geboren. Wahrscheinlich um die Jahrhundertwende heiratete er seine Verlobte Eva Marie, eine geborene Eichhorn. Denn im Jahre 1801 wurde die erste gemeinsame Tochter Magdalene geboren. Es folgen eine weitere Tochter, Anna Margarethe, 1803. Ein Sohn, genannt Hyronimus, wird 1806 geboren und im Jahre 1811, die Tochter Anna Catharine. Dies sind die uns bis heute bekannten vier Kinder.  

 

Wahrscheinlich 1821 ging das Häuschen in den Besitz der Familie Eichhorn über.

Jacobus Eichhorn könnte der Schwiegervater von Caspar Schmidt oder ein Bruder seiner Frau sein. Schon 10 Jahre später erhielt laut gerichtlicher Ermächtigung vom 2. Juni 1831 das Haus mit Hofreide am „alten Teich“, sowie ein Stück Land vor der „kalten Staude“ erblich ein  Johann Caspar Schwarzkopf  von Jacobus Eichhorn´s Witwe.

Ob Caspar Schmidt mit seiner Familie all die Jahre weiter im Haus gewohnt hat, ist nicht nachweisbar. Erwiesen ist aber, dass Johann Caspar Schmidt im Juli 1831 auf einem von der Gemeinde erhaltenen Platz, am Rühlerweg hinter dem Amtshaus-Garten, ein einstöckiges Häuschen mit Stallung neu erbaute.

 

Ein neuer Besitzer ist 1846 verzeichnet. Der nunmehr 40 jährige Sohn des Caspar Schmidt, der Tagelöhner Hyronimus Schmidt erhielt das Haus und Grund laut gerichtlicher Ermächtigung vom 28. Oktober 1846. Dort wohnte er zusammen mit seiner Ehefrau Anna Catharine, geborene Fuchs und dem 35 jährigen Junggesellen Georg Hartmann.

Wahrscheinlich in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, als Brotterode zu Preußen kam, wurden die Hausnummern geändert. Dies macht es extrem schwierig, den Besitzverlauf eines Gebäudes nachzuvollziehen. Ab diesem Zeitpunkt galt das Häuschen mit der neuen Nummer 129 zugehörig zum Oberweg und nicht mehr zum alten Teich.

 

Die Besitzer des Häuschens wechselten noch zweimal. Es blieb aber immer mehr oder weniger in Familienbesitz.

Bertha Gegel

Bertha Gegel

Im Jahre 1891 übernahm der Schnallenschmied Karl Ferdinand Schmidt, Johann Paulus Sohn, dieses Häuschen. Drei Jahre zuvor hatte er seine Verlobte Bertha geborene Gegel geheiratet. Der Geburtsname jener Bertha Gegel hat sich so in den Sprachgebrauch der Brotteröder eingebrannt, so dass man heute noch vom   „Gegel´s Häuschen“ spricht.  

 

„Gegel“ ist allerdings kein typischer Name für Brotterode. Ein Johann Andreas Gegel, seines Zeichens Schneidermeister, kam 1810 von Springstille nach Brotterode und heiratete hier. Er war der Ur-Großvater von Bertha Gegel.  

 

Das alte Haus am Fuße des Burgberges erlebte und überlebte auch den großen Brand vom 10. Juli 1895. Nur circa 100 m vom Häuschen entfernt brach das Feuer aus und vernichtete innerhalb von wenigen Stunden den ganzen Ort. Von 842 Gebäuden wurden 728 zerstört und 5 Einwohner kostete diese Tragödie das Leben.

 

Brotterode nach dem Brand

Das abgebrannte Brotterode 1895

Wahrscheinlich hat der Teich und der größere Abstand zu den nächsten Häusern dem Haus  das „Leben“ gerettet. Nun wurde es voll im alten Gemäuer. Insgesamt 35 Personen fanden dort Obdach bis der Ort nach der Tragödie wieder aufgebaut war.

Und der so oft zitierte alte Teich…der wurde mit all dem Brandschutt und der Asche zugeschüttet. Heute befindet sich dort unser Eisstadion, eine der schönsten Natureisflächen in Deutschland.

 

Der letzte Bewohner des Häuschens am alten Teich erhielt das Haus 1986, nachdem er schon 15 Jahre darin gelebt hatte. Aber schon 1987 kam er in ein Heim und das Häuschen blieb von nun an leer. 1991 kam die Stadt Brotterode durch Kauf in den Besitz. Es wurden erste Schritte unternommen, um dieses Gebäude zu erhalten. Erste Sicherungsmaßnahmen, wie die  Sanierung des Daches, wurden in Angriff genommen. Aus unterschiedlichen Gründen verfiel das Projekt in einen Dornröschenschlaf.


Erst dem Engagement vieler fleißiger Helfer ist es wieder zu verdanken, dass sich nun alle Einwohner, aber auch die Besucher und Gäste unserer Stadt ein Bild vom Leben in früheren Zeiten machen können.

Quelle: Bjoern Mueller in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Schmalkalden



Urkunde